Zum Fünfzigsten des Soul nach Memphis

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Vor 50 Jahren nahmen Musiker in Memphis die ersten Soulplatten auf. Die Stadt am Mississippi begeht das Jubiläum mit Konzerten und Ausstellungen rund um Otis Redding, Al Green, Sam & Dave, Booker T. & the M.G.’s und viele andere Stars.

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Carla Thomas bei WaxStax
Man schrieb das Jahr 1957, Sam Cooke hatte soeben den Nummer-eins-Hit „You Send Me” gelandet, als der Bankangestellte und Country-Geiger Jim Stewart in Memphis das Label Satellite Records gründete. Seine Schwester Estelle Saxton machte einen Plattenladen gleich nebenan auf, und drei Jahre später taten sie sich und ihre Nachnamen zu Stax Records zusammen. Das Studio fand sich umzingelt von Talenten, die nur darauf warteten, entdeckt zu werden. Rufus Thomas, damals Radiomoderator, nahm mit seiner Tochter Carla den ersten Stax-Hit auf. Gleichzeitig verwandelte sich Hi Records, ebenfalls 1957 gegründet, von einem Rockabilly-Studio zum zweiten großen Soul-Label in Memphis. Mit Al Green und Ann Peebles feierte Hi seine großen Erfolge. Doch auch die Stax-Stars sind unvergessen; einige wie Tina Turner blieben bis heute aktiv. Insgesamt rund 300 Langspielplatten und 800 Singles brachte Stax heraus.

Während Elvis Presley, ebenfalls in Memphis, seine frühen Erfolge feierte, stellte der Soul auf seine Art die Musikwelt auf den Kopf. Sam & Dave, The Staple Singers, der Songwriter und Produzent Isaac Hayes und vielen mehr gelang es nicht nur, den Rhythm & Blues perfekt mit dem Gospel zu verschmelzen. Sie rissen auch die Rassenschranken in den Südstaaten nieder – zunächst zwar nur auf der Bühne und im Studio, dies aber mit großer Wirkung auf das ganze Land. Für Bands wie Booker T. & the M. G.’s gab es ein „black and white together”, als die Bürgerrechtsbewegung erst davon zu singen begann. Der Soul galt bald als die schwarze Unterhaltungsmusik schlechthin. Da wurde auf der Bühne getanzt und gelacht – mit schrill-bunten Kostümen und Afrolook. Auch in Chicago, Detroit und Philadelphia blühte der Soul. Der Sound aus Memphis aber blieb anders: wärmer, aber auch roher als die Spielarten im Norden der USA, näher an den Wurzeln, vor allem an den Einflüssen mitreißender Kirchenmusik der Afroamerikaner.

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Eingang zum Stax Museum of American Soul Music in Memphis
Die Originalstudios blieben, leider, nicht erhalten. Stax aber entstand neu am selben Ort, dem Stadtteil Soulsville. Wo früher die Hits eingespielt wurden, bezeugt heute das Stax Museum of American Soul Music mit seiner ständigen Ausstellung die großartige Geschichte des Soul. Angegliedert ist eine Musikschule, die Jugendliche von der Straße holt. Ebenfalls zu den Wurzeln führt das Rock ’n’ Soul Museum. Das einzige Smithsonian-Museum außerhalb von Washington beleuchtet die Musik des Mississippi-Deltas – neben Soul und Gospel auch Rock ’n’ Roll, Blues und Country Music.

Stax feiert das Jubiläumsjahr vor allem mit Sonderausstellungen und Konzerten. An jedem letzten Montag des Monats treten bekannte Soulmusiker auf. Vom 8. Juni bis 28. August sind in The Art of Stax Album-Covers durch die Linse des Stax-Fotografen Joel Brodsky zu sehen. Ab dem 7. September und bis bis zum 26. November zeigt das Museum in Stax Here and Now neue Fotografien der Stax-Stars. Vom 1. Dezember bis Ende Februar schließlich geht es bei Otis Redding um den Stax-Musiker, der mit „Sittin’ on the Dock of the Bay” Furore machte, aber schon 1967 bei einem Flugzeug starb.

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Das Logo: 50 Years of Soul
Den Höhepunkt des Jubiläumsjahrs bildet eine Woche Seven Days of Soul vom 15. bis 22. Juni mit Veranstaltungen überall in der Stadt. Zum Abschluss dieser Woche des Soul gibt es ein Konzert in der Musikhalle Orpheum. Auftreten werden unter anderen Isaac Hayes, Booker T. & the M. G.’s, William Bell und Eddie Floyd. 25 bis 100 Dollar kosten die Tickets für die ganze Woche. Die Erlöse gehen an das Stax-Museum und dessen Musikschule. Zum 14. Juli spielen die Schüler im Cannon Center for the Performing Arts.

Auch andere Museen in Memphis sind ganz auf 50 Jahre Soul gestimmt: Der Pink Palace führt vom 26. Mai bis 2. September mit Access All Areas: Your Backstage Pass to the Music Industry hinter die Kulissen der Musikindustrie von heute. Das Memphis Brooks Museum of Art zeigt ab 19. Mai bis 19. August Soul Food! African-American Cooking and Creativity. Die Kochkunst der Afroamerikaner, zelebriert zum Beispiel an „spicy hot chicken” und „tangy greens”, hat die Soul-Texter zu vielen Ideen inspiriert. Zu sehen sind Fotos, Gemälde und Multimedia-Installationen. An einigen Tagen werden Konzerte, Filme und Verkostungen angeboten. Doch auch sonst findet man in Memphis viel Gelegenheit zum Probieren des echten Soul-Food: in Restaurants wie Black Moses, Gus’, Ernestine & Hazel’s mit seinem berühmten, feurigen Soul-Burger oder wie dem legendären Four Way Grill gleich um die Ecke von Stax, das auch Dr. Martin Luther King zu seinen Gästen zählte. Isaac Hayes hat heute sein eigenes Restaurant in Memphis.

Das Peabody Hotel, berühmtes Grandhotel des Südens, bietet zum Jubiläum einen Sonderpreis an. Für 352 Dollar einschließlich aller Steuern, umgerechnet 260 Euro mit Frühstück, wohnen zwei Personen eine Nacht im Doppelzimmer und nehmen eine CD mit 20 Stax-Songs mit nach Hause. Im Preis enthalten sind auch Parkgebühren, Eintritt zu den Museen Stax- und Rock ’n’ Soul sowie 10 Dollar für die Musikschule von Stax

Al Green dient einer Kirchengemeinde im Süden von Memphis seit drei Jahrzehnten als Pfarrer, hat aber jetzt im Nebenjob ein internationales Comeback als Musiker. Der Soul lebt in Memphis – und zwar überall in der Stadt.

Reiseinformationen: Memphis & Mississippi, Horstheider Weg 106a, 33613 Bielefeld, Deutschland, Tel. 0521-986-0420, www.memphis-mississippi.de. Infos zum Jubiläum mit Kalender (englisch): www.memphissoul50.com. Stax (englisch): www.soulsville.com.

Gelesen 15812 mal Letzte Änderung am Sonntag, 06 Mai 2007 14:21
Veröffentlicht in Tennessee